Ein
junger Mönch im Kloster Heisterbach Lustwandelt an des
Gartens fernsten Ort. Der Ewigkeit sinnt still und tief er
nach Und forscht dabei in Gottes heil'gem Wort.
Er
liest, was Petrus der Apostel sprach: Dem Herren ist ein Tag
wie tausend Jahr und tausend Jahre sind ihm wie ein Tag. Doch
wie er sinnt, es wird ihm nimmer klar.
Und
er verliert sich zweifelnd in den Wald. Was um ihn vorgeht,
hört und sieht er nicht. Erst wie die fromme Vesperglocke
schallt, Gemahnt es ihn der ernsten Klosterpflicht.
|
Im
Lauf erreichet er den Garten schnell; Ein Unbekannter öffnet
ihm das Tor, Er stutzt - doch sieh, schon ist die Kirche hell
Und draus ertönt der Brüder lauter Chor.
Nach
seinem Stuhle eilend tritt er ein. Doch wunderbar, ein and'rer
sitzet dort, Er überblickt der Mönche lange Reih'n:
Nur Unbekannte findet er am Ort.
Der
Staunende wird angestaunt ringsum, Man fragt nach Namen, fragt
nach dem Begehr, Er sagt's, da murmelt man durchs Heiligtum:
Dreihundert Jahre hieß so niemand mehr. |
Der
Letzte dieses Namens, tönt es laut, Er war ein Zweifler
und verschwand im Wald; Man hat den Namen keinem mehr
vertraut, Er hört das Wort, es überläuft ihm
kalt.
Er
nenn den Abt nun und er nennt das Jahr. Man nimmt das alte
Klosterbuch zur Hand. Da wird ein großes Gotteswunder
klar: Er ist's der drei Jahrhunderte verschwand.
|
Der
Schrecken lähmt ihn, plötzlich graut sein Haar. Er
sinket hin, ihn tötet dieses Leid. Und sterbend mahnt er
seiner Brüder Schar: Gott ist erhaben über Ort und
Zeit.
Was
er verhüllt, macht nur en Wunder klar. Drum
grübelt nicht, denkt meinem Schicksal nach, Ich
weiß, ihm ist ein Tag wie tausend Jahr, Und tausend
Jahre sind ihm wie ein Tag. |