Karmantan.de
Michelsberg





Wallfahrtsort für Tausende
Mit dem morgigen Sonntag beginnt die Oktav auf dem Michelsberg


Links: Das alte Kapellchen auf dem Michaelsberg, rechts: Steil ist der Aufstieg zum Heiligtum St. Michaels. Schon von weither grüßt über dunkle Tannen hinweg das spitze Türmchen der Kapelle.

Michelsberg. - Alljährlich, wenn sich in den letzten Septembertagen die Blätter mählich gelb zu färben beginnen, wenn der steife West an den Zweigen zerrt, ist die altersgraue Kapelle auf dem Michelsberg das Ziel ungezählter frommer Pilger. Von weit her kommen sie, manchmal mit der Bahn bis Münstereifel, von dort aber in jedem Falle in mehr als zweistündigem Fußmarsch hinauf bis auf die Höhe, betend und singend mit flatternden Fahnen wallfahrtend zum heiligen. „Der Du Satan überwunden, starker Held, St. Michael“. Jedes mal von neuem mit Inbrunst gesungen klingt das alte Lied hinauf auf die Bergesspitze, umtost der Sang das Kirchlein auf dem höchsten Punkt der ganzen Vordereifel und soll Stärke bringen im Kampf gegen das Böse für jeden einzelnen Pilger.

Im Halbdämmer der Kapelle werfen sich alle dann auf die Knie und empfangen von Priesters Hand den Segen. Entläßt sie die fromme Stimmung hinaus in die schon empfindlich kühle Herbstluft, warten die Pilgerbänke zum Ausruhen von den Strapazen der Wallfahrt. Für die jungen Teilnehmer sind Verkaufsstände aufgerichtet, an denen allerhand Tand zu kaufen ist. Aber auch Stärkungen kompakter und flüssiger Natur hält man feil, damit Körper und Seele zusammenbleiben. Nach kurzem Aufenthalt ziehen Pilger zu Tal. Wieder heben die Brudermeister ihren Stab, wieder klingt das Vaterunser und das Ava Maria des Rosenkranzes, unterbrochen von frommen Liedern über abgeerntete Felder und dem Winter entgegensterbende Wälder.

Jeden Tag der Oktav durchziehen Prozessionen das an den Michelsberg gelehnte Mahlberg. Von dort aus grüßt über die Wipfel dunkler Tannen schon das spitze Türmchen der Kapelle, das sich aus der Brüstung steil heraushebt. Steil ist der Anstieg, steinig der Weg, aber der hl. Michael lohnts. Und viele von den Pilgern scheuen nicht die zahlreichen Stufen, um in den Turm hinaufzuklettern, von wo man sehen kann weit, weit ins Eifelland, bis hinüber zu den ragenden Ahrbergen und bis hinunter in die Ebene, wo bei klarer Sicht die beiden schlanken Türme des Kölner Doms sich grüßend höher zu recken scheinen. Es lohnt schon der Mühe. Hochgefühl der Seele, sich über allem Irdischen zu denken, hinausgehoben aus Alltäglichkeit und Ebene.

Feierlich gestaltet Schönaus Pfarrer, zu dessen Betreuung das Michaels-Kapellchen gehört, die Oktav. Wie alljährlich, so singt auch morgen das Bonner Münsterchor das Hochamt. Am eigentlichen Festtag, Montag, 29. September, kommt die Kuchenheimer Prozession, am Dienstag die Kirchheimer. Beide hören um 10 Uhr die hl. Messe. Am Mittwoch und Donnerstag sorgen die Mahlberger und Schönauer dafür, daß die Verehrung des Erzengels keine Unterbrechung erleidet. Der feierliche Oktavschluß wir am Sonntag begangen. (Fotos: Elbern)

Quelle: Euskirchener Volksblatt Nr. 222 vom 27. September 1952
© Copyright Stadtarchiv Euskirchen
© Copyright Karmantan







Zurück zu Karmantan







© Copyright karmantan.de