- Die Kapelle auf dem
Michelsberg
-
von J. Oehmen
veröffentlicht 1927-
- Die Wallfahrtskirche auf
dem Michelsberg, deren Grundstein die Grafen von Blankenheim
legten, wollte man ursprünglich in Mahlberg errichten. Aus
nah und fern schleppte man zu dem Zwecke Baumaterial herbei. Aber
sonderbar! Jeden Morgen, wenn die Bauleute zur Arbeit erschienen,
fanden sie Steine und Mörtel und alles, was man am Tage
vorher mit Mühe zur Stelle geschafft hatte, hoch oben auf
der Kuppe des Michelsberges wieder, als ob es eine unsichtbare
Hand dorthin getragen hätte.
-
- Das galt als ein Zeichen
vom Himmel. Wie aber nun allen Bedarf auf die Höhe schaffen?
Man dachte hin und dachte her; keiner wußte Etat. Kommt da
eines Tages der leibhaftige Gottseibeiuns - als schmucker Jäger
gekleidet - des Weges daher und wie er die Leute so emsig bei der
Arbeit sieht, stellt er die neugierige Frage, was man denn
eigentlich baue. Die Bauhandwerker sahen gleich an der langen
Hahnenfeder und dem bekannten Pferdefuß, wen sie vor sich
hatten. Sie kannten jedoch keine Furcht und gaben ihm dreist zur
Antwort: "Ein Wirtshaus soll es werden."
-
- Unter den Arbeitern war
aber einer, dem die Schultern vom Steinetragen schmerzlich
drückten. Weil er ein besonderer Schlaukopf war und wohl
wußte, wie bewandert der Teufel in gar manchen Künsten
ist, dachte er, ihn für seine Tätigkeit zu gewinnen und
fragte den Pferdefiißigen: "Willst du nicht auch etwas
zum Bau beitragen und beim Handlangern mithelfen?"
- Der also Gefragte ließ
sich die Sache nicht lange durch den Kopf gehen, denn bei einem
Wirtshause glaubt der Teufel schon immer auf seine Kosten zu
kommen und darum sagt er zu. Neidlos überläßt man
dem Höllenfürst die schwerste Arbeit, und nun schreitet
das Werk rüstig voran, besonders da der Satan an den
folgenden Tagen noch Hilfe mitbringt. Bald ist der Bau fertig; am
Turm fehlt nur noch der Helm.
-
- Eines Morgens kommt der
Teufel über Roderath. Er trägt einen gewaltigen Stein,
den er unterwegs wohl irgendwo aufgeladen hat. Nicht weit vom
Witscheiderhof sieht der Teufel, wie man eben auf dem Dache des
Gebäudes auf dem Michelsberg überm Chor ein Kreuz
anbringt. Erst jetzt merkt er, daß er betrogen ist und
grimmig wirft er den Stein zur Erde. Der Stein zeigt eine
Vertiefung, als hätte des Teufels Kopf den Stein hier
eingedrückt. 'Am weißen Stein' liegt er noch heute.
J. Oehmen, Rheinbach: Die
Kapelle auf dem Michelsberg. In: Münstereifeter Zeitung vom
26. 02. 1927
Hintergründe sind nachzulesen bei
Sophie Lange: Grimmig schleudert er den Stein... Von Weißen-
und von Teufelsteinen. In: Kreis Euskirchen Jahrbuch 1997, Seite
107-113
Siehe auch Nöthen V, 2.: Wie das Teufelsloch
im Hirnberg entstand
Quelle: Sagen rund um den
Michelsberg Auszüge aus dem Sagenbuch <Im Dunkel
der Nacht> Sagen und andere merkwürdige und
unheimliche Geschichten aus Bad Münstereifel und Umgebung
gesammelt von Sophie Lange VIII. Abschnitt: Der Michelsberg
und der Decke Tönnes © Copyright
sophie-lange.de, karmantan.de
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