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Michelsberg





Der Festtag auf dem Michelsberg
Ungezählt wallfahrteten am Sonntagmorgen zur St. Michaels-Kapelle

Michelsberg. - Wie alljährlich, so war auch am Sonntag, dem Beginn der Michelsoktav, die Kapelle auf dem Michelsberg das Ziel zahlreicher Prozessionen und Pilger. Strahlender Sonnenschein aber ließ das Dach der Kapelle am Sonntagmorgen erglänzen und vor der Freitreppe zur Seite der Kapelle staute sich die Menge, als das helle Glöckchen aus dem Turm zum Beginn der Messe rief. Pfarrer Weißenfeld (Schönau) zelebrierte das Festhochamt. Dazu sang der gemischte Kirchenchor von Mahlberg unter der Führung von Lehrer Feist die „Deutsche Messe“ von Franz Schubert.

Die Festansprache Pfarrer Weißenfelds war eine große Auseinandersetzung mit der Weltgefahr des Kommunismus. Zu Beginn stellte er die heutige Zeit in Parallele zum vierten Jahrhundert, als die Kirche sich mit ihrem Ideengut erfüllte. Aehnlich wie damals sei heute eine Macht im Begriffe, einen Umbruch herbeizuführen, der Marxismus, Sozialismus oder Kommunismus. Seine Machtentfaltung greife viel regoroser ein in die private Sphäre, als es die Kirche je beabsichtigt habe. Die wenigen Pflichten aber, die die Kirche auferlege, würden zu wenig ernst genommen. Wenn einmal der herrschende Kommunismus hierzulande einbräche, der den Staat an die Stelle der Religion zu setzen versuche, dann nähme jeder noch größere Opfer auf sich, um sich nicht eines Tages vor den Stufen des Volkstribunals oder in Sibirien wiederzufinden.

Warum diese Gedanken an solchem Festtag? „Quis ut deus?“ steht über der Seitentüre der Kapelle in ehernen Lettern geschrieben. „Wer wie Gott?“. Jedem, der sich gottähnlich dünkt, der sich vermißt, sich zum Gott für andere zu machen, tritt St. Michael, der wehrhafte Erzengel und Streiter Gottes mit dem Schwert entgegen und zermalmt ihn unter seinen Füßen wie den Satanswurm.

Nach dem Segen und dem Schlußlied formierte sich die Menge zur Prozession. Dem hochwürdigsten Gut folgen Angehörige des Mahlberger Kirchenvorstandes. Dahinter schwankt, von den jugendlichen Trägern sorgfältig gehalten, eine barocke Michaelsfigur dem langen Zuge voran. Diesmal wird im dämmrigen Gotteshaus der sakramentale Segen erteilt und aus den weitgeöffneten Türen hört man bis an den Fuß des Berges, wo neue Prozessionen hinaufwandern, singen: „Der Du Satan überwunden, starker Held, St. Michael ...“

Quelle: Euskirchener Volksblatt Nr. 224 vom 30. September 1952
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