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Der Berg St.
Michaels Unter den zahlreichen dem Erzengel Michael geweihten Kirchen und Kapellen in der Erzdiözese Köln kommt der Kapelle auf dem Michelsberg wohl die größte Bedeutung zu, denn sie hat sich als einzige ein Festoktav im September und die besondere Feier des Festes Michaels Erscheinung bewahrt. Die Vorgeschichte Wann der Michelsberg zum erstenmal in das Licht der Geschichte getreten ist, ist nicht genau festzustellen. Mit großer Wahrscheinlichkeit kann aber angenommen werden, daß auf seiner Höhe ein römisches Kastell zum Schutze der Römerstraße Trier - Bonn, von der heute noch Teile in unmittelbarer Nähe des Michelsberges erhalten sind, gestanden hat. Zweifellos haben auch die heidnischen Franken auf dem Berg eine Gerichts und Opferstätte gehabt. Schon der Name des Dorfes Mahlberg am Fuße des Michelsberges ist dafür Beweis, denn Mahal, mal bedeutet im Altdeutschen Gerichts- oder Opferort. Vermutlich ist das ganze Gebiet kurz nach 800 christianisiert worden. Ein Verzeichnis aller Besitzungen des Klosters Prüm aus dem Jahre 893 führt auch Schönau und Mahlberg an.
Die erste zuverlässige Kunde von der St. Michaelsverehrung auf dem Michelsberg enthält ein Bruderschaftsbüchlein aus dem Jahre 1732. Die Bruderschaft vom Michaelsberg ist etwa um 1327 entstanden. Ihre ersten und vornehmsten Mitglieder waren die edlen Herren und Frauen von Ahre, Metternich, Hillesheim und Mirbach. Um das Jahr 1500 ist die erste Kapelle von dem Grafen Johann I. von Blankenheim und seiner Gattin Margarete von der Mark-Aremberg durch eine neue ersetzt worden, von der heute noch das Chor erhalten ist. 1566 wurde mit der Niederschrift eines Missale für die Kapelle begonnen. Man nahm bisher an, daß es bei dem Brand im Jahre 1836 vernichtet worden sei. Durch einen glücklichen Zufall wurde es 1948 in einem Bonner Antiquariat wieder entdeckt. Es enthält auch kleine Bruchstücke einer Chronik von Mahlberg und Schönau. Die Verehrung des Erzengels Michael, die seit der Gründung der Bruderschaft stetig gewachsen war, erreichte ihren Höhepunkt unter den Vätern der Gesellschaft Jesu, denen Graf von Manderscheid-Gerolstein 1632 den Michelsberg mit der Kapelle übertragen hatte. In Deutschland tobte in dieser Zeit der 30jährige Krieg. Aber weder die dauernden Raubkriege noch die herrschende Pest konnten der alljährlichen Wallfahrt vieler Tausender Pilger Abbruch tun. Einer der größten Verehrer und Wohltäter der Kapelle war der Münstereifeler Amtmann Freiherr von Goltstein. Seine sterblichen Ueberreste wurden 1687 von der Münstereifeler Schützengilde zum Michelsberg getragen und dort beigesetzt. Der Grabstein befindet sich noch heute in einer Seitenwand der Kapelle. Verfall und Wiederaufbau Mit der Aufhebung des Jesuitenordens fand die einzigartige Blütezeit des Michelsberges 1773 ein jähes Ende. Die Kapelle geriet mehr und mehr in Verfall. Unter den Franzosen wurde der Besitz des Michelsberges verstaatlicht. Nur mit großer Mühe gelang es dem Direktor des St.-Michael-Gymnasiums in Münstereifel und dem Schönauer Pfarrer Müller, die Kapelle vor dem Abbruch zu retten. Die Schäden konnten 1820 wieder beseitigt werden. Am 6. Mai brannte die Kapelle durch Blitzschlag bis auf die Mauern nieder. Erst 1860 konnte die neue Kapelle eingeweiht werden. Seitdem hat die Verehrung St. Michaels auf seinem Berge stetig zugenommen. Im Jahre 1927 konnte unter Anwesenheit des Kölner Weihbischofs Dr. Hammels in festlicher Weise die 600-Jahrfeier des St.-Michaelsberges begangen werden. Wie in früheren Zeiten kommen alljährlich wieder zahlreiche Prozessionen aus der nahen und fernen Umgebung zum Michelsberg. Die diesjährige Festoktav beginnt heute mit dem Besuch des Bonner Münsterchors. Dadurch wird gleich der erste Tag zu einem der Höhepunkte der bis zum 7. Oktober dauernden Oktav. Der Münsterchor kommt schon seit 70 Jahren am Michaelstag zum Michelsberg. Der Brauch wurde von einem der früheren Dirigenten des Chors, der in der Nähe des Michelsberges zu Hause war, eingeführt. Das Auftreten des weit und breit bekannten Münsterchors ist ohne Zweifel das jährliche kirchenmusikalische Ereignis in der südlichsten Ecke des Kreises Euskirchen. Der Chor singt unter der Leitung von Hubert Brings eine Messe von Hermann Schröder, Professor an der Musikhochschule in Köln. Während der Oktav ist täglich um 10 Uhr eine hl. Messe, außer am Samstag, 6. Oktober. Am ersten Festsonntag zeiht nach dem Hochamt eine Prozession nach altem Brauch mit dem Allerheiligsten und einer Michaelsstatue um den Michelsberg. Am letzten Sonntag wird nach der Andacht das Allerheiligste mit einer feierlichen Prozession durch Mahlberg zur Pfarrkirche zurückgebracht. Es ist für das kleine Dorf ein später, aber schöner Fronleichnamstag. Wie kann der Michelsberg erreicht werden? Anläßlich der Festoktav verkehren folgende Kraftposten: Samstag 29. und Sonntag, 30. September, sowie Sonntag, 7. Oktober, wird ein Sonderwagen eingelegt: 9 Uhr ab Münstereifel, 9.20 ab Mahlberg, 9.30 an Michelsberg. Ab Michelsberg 12.15, ab Mahlberg 12.20, an Münstereifel 12.45. Außerdem werden an allen Werktagen der Oktav vom 29. September bis 7. Oktober die Planfahrten ab Münstereifel 9.10 und 13.40 über Michelsberg durchgeführt. Rückfahrt täglich um 17.05 Uhr ab Mahlberg Kriegerdenkmal.
Quelle: Euskirchener
Volksblatt Nr. 228 vom 29. Sept. 1951 |
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