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Im Jahre 1190 fand Ritter Wilhelm Schilling, genannt von Büschfeld, das Buschhovener Gnadenbild Das lieblich am Hang des Kottenforstes gelegene Buschhoven hat am Sonntag wieder seinen großen Tag: Aus allen Städten und Dörfern der engeren und weiteren Heimat pilgern Wallfahrer einzeln und in Prozessionen zu ihm hinaus. Das geschieht nun seit 745 Jahren, seit der Zeit, da Ritter Wilhelm Schilling, Herr zu Bornheim, das jetzige Gnadenbild im tiefen Buchenwalde fand.
Die stilvolle Wallfahrtskirche zu Buschhoven birgt ein uraltes Gemälde aus dem ehemaligen Frauenstift Schillingskapellen, das die Auffindung des Gnadenbildes darstellt. Der Ritter, mit Roß, Jagdhund und Gefolgschaft, kniet gebannt vor der Schönheit des Marienbildes, das in Rosen eingehüllt ist, nieder. Die Legende berichtet weiter, daß der Ritter dreimal vergeblich versuchte, den kostbaren Fund in seinem Schlosse zu belassen. Da errichtete er urkundlich im Jahre 1197 ein Frauenkloster, genannt Schillingskapellen. Die Kirche des Klosters nahm das Marienbild auf. Aus den Steinen des nahen Römerkanals wurde das schöne Stift gebaut. Volle 700 jahre hindurch zogen dorthin die Prozessionen aus Aachen, Trier, Köln und den belgischen und holländischen Niederlanden. Als das Kloster aufgehoben wurde, sollte das Gnadenbild zuerst ins Münster zu Bonn. Aber im Jahre 1803 wurde es in feierlicher Prozession in die Kirche zu Buschhoven getragen. Und von da ab findet alljährlich um die Zeit, das die Heckenrosen blühen, das Maria-Rosen-Fest statt.
Das Frauenkloster Schillingskapellen, von dem vordem die Rede war, ist nun in einen Gutshof umgewandelt. Vor dem Eingang duften die gelbweißen Kerzen der vier Kastanienbäume über dem alten Kreuz. Im Park hat sich ungestört ein herrliches Tier- und Pflanzenleben entfaltet. Wildenten fliegen bei unserem Eindringen schreiend davon. Die kleinen schwarzen Wasserhühner mit dem roten Schnabel rudern eilig ins dichte Schilf und unter überhängendes Grad und Wurzelgeflecht. Buntgefiederte Fasane und braun-graue Feldhühner flattern erschreckt auf. In der alten Mühle wohnt ein Turmfalkenpaar. Wenn wir Glück haben, sehen wir es in seinem Flug ruhig über die Baumkronen herstreichen. Weiher, Park und die große Mauer, die aus dem Kalksinther des Römerkanals erbaut ist, umgeben das Gebäude ringsum. Auf der großen Wiese innerhalb der Umfassung tummeln sich viele kleine Enten und unter den Obstbäumen bei der Mühle gackern fleißig die Hühner. Das Mühlrad, alt und morsch, hat längst seine Arbeit zu Ende getan. Moos und Kraut wächst in den faulenden Balken. Der Wind fegt durch das zerfallene Dach, und im alten Gemäuer blüht lichtgelb der Löwenzahn. Der Bach plätschert unermüdlich über die große Rolle, als wüßte er nicht, daß niemand seinen Fleiß beachtet. Die alten Bäume trotzen den Jahren in jedem Frühling mit neuem Grün. Einzelne deutlich erkennbare Reste der Kirche und des Stiftes sind zum Gutshof umgebaut. Das Vorderschiff der Kirche mit dem Altarrund ist Schuppen geworden, der die Ackergeräte birgt. Das Stift ist Wohnhaus für die Pächtersfamilie, recht unpraktisch durch die großen Räume. Im Chor der ehemaligen Kirche befindet sich jetzt eine kleine Kapelle mit alten Bildern. Eigentümlich berührt uns das kühle Dämmer des flachgedeckten Raumes mit dem alten Steinboden. Der graue, steingehauene Weihwasserkessel an der getünchten Wand und das Deckengebälk mit den Ornamenten erzählen von vergangenen Tagen. Der Kirchturm ist verschwunden und das Mittelschiff Toreinfahrt geworden. Der Turm an der anderen Ecke des langgestreckten Gebäudes steht noch, und im Binnenhof wölbt die Linde ihr Blätterdach über das alte Brunnenhäuschen.
Fein ist das alte Treppenhaus des Stiftes mit den breiten Stufen und dem schweren Geländer. Oben abschließend befindet sich eine wundervolle Holzschnitzerei. Ueber dem Kamin finden wir vier Porträts, wahrscheinlich von Stiftsdamen. Wer die Dargestellten sind, ist unbekannt. Ortskundige wollen auf einem der Gemälde die Züge einer jetzt lebenden jungen Dame aus einem in unserer Gegend bekannten Adelsgeschlechte wiedererkennen. Am kommenden Sonntag und die folgenden Tage der Oktav ist Buschhoven und er heutige Gutshof Schillingskapellen wieder mit Leben angefüllt. Und wie in jedem Jahre, so wird die Bonner Verkehrsgesellschaft auch am kommenden Sonntag wieder ein Dutzend Sonderwagen einlegen, die den regelmäßigen Verkehr zwischen Bonn und Buschhoven herstellen. Denn Buschhoven ist das Kevelaer des Mittelrheingebietes geworden. |
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Aus: Euskirchener Volksblatt, Nr. 142 vom 22. Juni 1935 |
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