Karmantan.de





Das Gebet von den „sieben Fußfällen“
Ein fast vergessener religiöser Volksbrauch - Bitte um einen guten Tod vor den Bildern von Christi Passion

Das Gebet an den „Fußfällen“, die in früherer Zeit vielerorts an Wegen oder an den Eingängen zu Friedhöfen im Eifel- und Voreifelland standen, ist fast in Vergessenheit geraten. Die Steine mit den bildlichen Darstellungen des Leidens Christi sind Opfer der Kriege und der Zeit geworden. Soweit sie die Zeitläufte als Torsi überstanden, haben sie ihre Bedeutung eingebüßt: der Brauche, für die Sterbenden vor den „Fußfällen“ zu beten, ist verloren gegangen.

Früher starb kaum einer im Dorf, für den die Kinder nicht ihr

Gebet an den „Fußfällen“ um einen leichten und guten Tod

zum Allmächtigen geschickt hätten. Vor jedem der sieben Steine beteten sie sieben Vaterunser. Ergreifend war der Anblick der betenden Gruppen. In heiliger Andacht verrichteten sie innig ihr Gebet, nicht um den Sterbenden vom Ewigen fürs Leben zurück zu erbitten, sondern um ihm seinen Schritt von der Zeit in die Ewigkeit zu erleichtern. Mit dem Gebet vor den „Fußfällen“ ist auch das

Gebet vor den „sieben Kreuzen“

- einfachen Feldkreuzen, die verstreut in mancher Gemarkung stehen und als Ersatz der „Fußfälle“ gelten - eingeschlummert. Auch das Gebet am Karfreitag ist vergessen. An diesem Leidenstag des Welterlösers beteten die Landleute vom frühen Morgen bis spät in die Nacht vor dem Andachtssteinen. Hin und wieder findet sich dieser schöne Brauch freilich doch noch, ebenso wie Überreste des Fußfall-Gebetes, das

mancherorts auch für die bereits Verstorbenen

an den Tagen zwischen Tod und Begräbnis verrichtet wird.

„Fußfälle“ - sieben Andachtssteine sind es, von einem bäuerlichen Steinhauer in primitiver, aber sorgfältiger Arbeit hergestellt. Auf der Schauseite zeigen sie

Bilder der Passion des Erlösers.

Mit der Ölbergszene beginnen die Karfreitagereignisse. Auf dem zweiten Steine wird das Urteil des Pilatus gezeigt, auf dem dritten die Geißelung und auf dem vierten die Dornenkrönung. Das fünfte Bild stellt die Ecce-homo-Gruppe dar, Christus und Barrabas. Auf den folgenden sind zwei Stationen des Kreuzwegs vereinigt: Veronika mit dem Schweißtuch und Simon Cyrene, während auf dem letzten die Sterbeszene auf Golgotha mit Maria und Johannes unter dem Kreuz zu sehen ist.

Diese „Fußfälle“ haben ein ehrwürdiges Alter und sind der Vorläufer des heutigen Kreuzweges. Ihr Ursprung führt bis in die Zeit der Kreuzzüge. Bildlich gesehen sind sie der Kniefall vor einem „Erbärmde“-Bild, d. i. einer Ecce-homo-Darstellung des Erlösers mit Mantel und Dornenkrone. Später galt der sterbende Christus am Kreuz als „Erbärmde“-Bild (“Erbärmde = Erbarmen). Der Ritus des Erbärmdegebetes übertrug sich auf die ganze Folge der „Fußfälle“ und die Wegekreuze. Ein

echtes Credo der Bauernfrömmigkeit!

Gerade in der Eifel stehen diese Zeugen tiefen Glaubens in mannigfacher Form an den Wegrainen, inmitten im Lebenskreis der Natur.



Quelle: EVB Nr. 73 vom 27. März 1953





Zurück zu Kreuzwege und Fußfälle



Zurück zu Karmantan







© Copyright karmantan.de