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Kreuzwege

Die Kreuzwegandacht, d. h. eine Gebetsübung, die den kreuztragenden Heiland auf seinem Wege vom Hause des Pilatus bis zum Kalvarienberge begleitet, ist viele hundert Jahre alt. Unsere engere Heimat besitzt manche Zeugen dieses uralten frommen Brauches. Nicht nur in den Kirchen und Kapellen, sondern auch in Kreuzwegen, die auf eine große Vergangenheit zurückblicken können.

Wenn wir in diesen Tagen unsere Kirchen besuchen, werden wir zahlreiche stille Beter an den vierzehn Stationen des Kreuzweges vorbeiwallen sehen. Sie betrachten die Bilder aus dem Leidenswege des Herrn und versetzen sich im Geiste an die heiligen Stätten. Diese Stimmung erfaßt umsomehr die Seele, je tiefer die Darstellung des Kreuzweges auf den Beschauer wirkt. Wer könnte z. B. an den monumentalen Kreuzwegstationen in der Herz Jesu-Kirche vorübergehen, ohne im Innersten ergriffen zu werden?

Schöne Kreuzwege in unserer Nähe sind bei Münstereifel und bei Rheinbach zu finden. Aus dem Tale der Schleid bei Münstereifel führt der Stationsweg nach Rodert, wo er in der Kapelle der schmerzhaften Mutter einen stimmungsvollen Abschluß findet. Pfarrer Dautzenberg hat ihn in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts errichten lassen. Der Kreuzweg, der sich um das Kapellchen im Rheinbacher Wald zieht, ist den Besuchern der idyllisch gelegenen Gnadenstätte bekannt. Im ersten Frühlingsgrün wird er am stillen Freitag eine erhebende Stimmung wecken.

Unser Nachbarkreis Schleiden birgt drei Kreuzwege von geschichtlicher Bedeutung. Die sieben Stationen, die vom Städtchen Blankenheim bis zur Hülchrather Kapelle stehen, ließ der Reichsgraf Joseph Franz Georg Ludwig von Manderscheid-Blankenheim-Gerolstein vor 160 Jahren aufrichten. Die schöne Sühnekapelle steht im Schatten uralter Bäume auf Bergeshöhe. Der Dollendorfer Stationsweg führt vom Nordausgang des Dorfes zur Ruine der Dollendorfer Burg. Er wurde ebenso wie die auf halbem Wege stehende Kreuzwegkapelle im Jahre 1700 von dem Kölner Domherrn Maximilian Philipp Graf zu Manderscheid-Falkenburg erbaut. Am bedeutendsten aber ist der vom Grafen Salentin Ernst von Manderscheid-Blankenheim errichtete Kreuzweg, der die alte Pfarrkirche von Alendorf bei Jünkerath mit dem Kalvarienberge verbindet und an dessen Schluß sich das große Steinkreuz vom Jahre 1675 erhebt. Hier sollen die Entfernungen der einzelnen Stationen genau denen auf dem Leidenswege in Jerusalem entsprechen.

Alle diese Kreuzwege werden in den nächsten drei Tagen das Ziel zahlreicher ernst und andächtig gestimmter Besucher werden.

Quelle: Euskirchener Volksblatt vom 8. April 1936





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