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St. Donatus und das Euskirchener Land
Das alte Flur- und Donatuskreuz unter dem alten Kastanienbaum an der Münstereifeler Straße
Ziel der Wallfahrer aus dem Nordkreis




Wenn in diesem Jahre, am zweiten Juli-Sonntag, die Festoktav des hl. Donatus beginnt und als erste die Prozession von Kreuzweingarten nach Münstereifel zieht, dann sind bald 300 Jahre vergangen seit dem Tage, an dem in feierlichem Geleit die Reliquien des hl. Märtyrers des bewährten Helfers bei Blitz, Unwetter und Feuersbrunst, nach langer beschwerlicher Reise von Rom in Münstereifel anlangten. Man schieb damals den 30. Juni 1652. Der 30jährige Krieg hatte ausgetobt. In dem stillen Eifelstädtchen hatte das große und segensreiche Wirken der Jesuiten begonnen. Die junge Niederlassung des Ordens blühte sichtlich auf, wie die bald in rascher Folge entstandenen Gebäude des Kollegs, der Schule und der Gymnasialkirche bekundeten.

Als wertvollstes Ausstattungsstück der Kirche, die freilich erst 1670 konsekriert werden konnte, hatten die Jesuiten die Donatusreliquien erworben. 1646 waren sie in Rom aufgefunden worden, 1649 für Münstereifel bestimmt und zunächst nach Köln überführt worden. Die Übertragung der Reliquien nach Münstereifel gestaltete sich zu einem herrlichen religiösen Fest für die nördliche Eifel, zu einem Triumph für den Heiligen, dessen mächtige Fürbitte bei Gott sich wunderbar kundtat.

Am 29. Juni 1652 waren die Gebeine des Märtyrers bis Euskirchen gelangt und hatten in der Martinskirche Aufstellung gefunden. Als sich nun während des Gottesdienstes ein starkes Gewitter erhob, wurde der das hl. Opfer feiernde Priester, ein Jesuitenpater namens Heerde, vom Blitz getroffen und trug schwere Verletzungen davon. Dank des Schutzes des hl. Donatus behielt er sein Leben. Er soll - wie einer der Berichte über das Wunder meldet - der mittlerweile von St. Martin ausgezogenen Reliquienprozession nachgeeilt sein, sie bald eingeholt und bis Weingarten geführt haben, wo andere Jesuiten von Münstereifel den Zug erwarteten. Glanzvoll war der Empfang in Münstereifel. Von allen Seiten strömten die Pilger, ob des wunderbaren Geschehens in frommes Staunen versetzt herbei.

Am letzten Oktavtag erschienen auch viele Euskirchener Bürger zu Verehrung der Reliquien in der Eifelstadt. Die Wallfahrten zum hl. Donatus hörten fortan nicht mehr auf - berühmt waren vor allem die von Weilerswist und die von Wichterich; auch die von Kreuzweingarten, wo 1652 die Münstereifeler Abgesandten der Leib des hl. Märtyrers begrüßt hatten, genoß hohen Ruhm.

Die Prozessionen aus dem heutigen Nordkreis zogen in Euskirchen am alten Donatuskreuz an der Münstereifeler Straße vorbei, dessen Jahreszahl 1782 auf den Beginn der Donatusverehrung in Euskirchen hinweist, das aber vielleicht schon einen Vorgänger in einem Flurkreuz hatte, welches die Erinnerung an die Ereignisse von 1652 wacherhielt. 1782 hatte ein Blitzschlag den Turm von St. Martin zerstört und 23 angrenzende Häuser vernichtet. Auf dringende Bitten des Magistrates veranlaßte daraufhin der Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz als Herzog von Jülich-Berg die Überlassung einer Partikel der Gebeine des hl. Donatus an die St.-Martins-Kirche. Am 3. August 1783 brachte der damalige Pastor Carmann die ersehnte Reliquie nach Euskirchen, im Jahre 1784 erhielt die Pfarrgemeinde die Erlaubnis, alljährlich am zweiten Mai-Sonntag das Donatusfest zu feiern - zum Leidwesen freilich der Münstereifeler, deren Donatus-Oktav im Juli, nun da viele Pilger nach Euskirchen zogen, ein wenig von ihrem alten Glanz verlor.

Mit gläubigem Vertrauen wird auch heute noch wie ehedem St. Donatus um Fürsprache beim Allmächtigen Gott angerufen - ein rechter Volksheiliger unserer westdeutschen Heimat ist Donatus geworden, von dem es in dem alten oft zu seiner Ehre gesungenen Liede heißt:

In uns'res Leben Zeit,
Im letzen Todesstreit,
Bei aller Teufelslist,
Du unser Schützer bist.

W. K.

***

Aus einem Bericht unseres Heimatforschers P. Simons über dieses Donatuskreuz entnehmen wir Genaueres. An der Abzweigung der Billiger von der Münstereifeler Straße vor dem Gymnasium steht, überschattet von einem mächtigen Kastanienbaum, ein bemerkenswertes Steinkreuz, dessen architektonische Formen sehr von denen der übrigen Denkmäler dieser Art abweichen. Der Christuskörper klingt vom Barock teilweise an die romanische Periode an. Die Nische im mittleren Teil zeigt kunstvolle Barockformen und hat früher wohl als Platz für eine Marienstatue gedient. Reste von Angeln deuten auf eine vergitterte Eisentüre. Auf dem Sockel liest man in Farbschrift die Worte: ,O Wanderer, der du vorübergehst, halt ein und gedenke mein'. Auf der unteren Stufe erscheinen die Jahreszahlen 1734 - 1782 - 1787. Zur Sicherung des alten Kreuzes und dessen Stellung unter Denkmalschutz wurde ein Antrag von Heimatfreunden an den Landeskonservator weitergeleitet.


Aus: Unsere Heimat, Beilage zur Euskirchener Volkszeitung vom 6. Juni 1951







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