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Buschhoven
von Sophie Lange




Buschhoven im Kottenforst (etwas östlich des Swistbachs) ist seit dem Jahr 1190 ein Marienwallfahrtsort. Als 1921 Pfarrer Tent nach Buschhoven kam, beschäftigte er sich mit der Geschichte des heiligen Wallfahrtsortes: „Er fühlte sich als Hüter und Bewahrer uralter Traditionen mit zwar heidnischen, aber durchaus humanitären, menschenfreundlichen religiösgebundenen Grundlagen und Wurzeln, auf die gemäß christlicher Missionierungsgepflogenheiten ein „edles Reis christlicher Ideologie“ aufgepfropft wurde, wobei der Rose als Symbol der Schönheit und Mütterlichkeit, zugleich Sinnbild der Muttergottes, der Rosa mystica, eine assoziative übersinnliche Rolle zugewiesen wird.“ 8)

Der „Rosenpastor“ stellte fest, dass die christliche Rosa mystica Verehrung sich an einem vorchristlichen Matronenkult orientiert hatte und sah direkte Verbindungen zwischen den heidnischen Muttergöttinnen und der Mutter Gottes. Er machte sich Gedanken über den Matronenkult, über den Schoß der Mutter und über Festprozessionen in keltisch-germanischer Zeit: „Die einheimische Götterwelt wird im 2. und 3. Jahrhundert ganz wesentlich von den Matronen repräsentiert. Sie wurden als Trias (Dreiheit) von Schutzgöttinnen vor allem von der Landbevölkerung verehrt. Hoch über ihnen schwebten, nur noch schemenhaft erkennbar und auch im Bewusstsein der Menschen in graue Ferne gerückt, Großgötter wie Wodan, Ziu und Donar. Auf der charakteristischen Matronendarstellung tragen sie, umgeben von Rosen und Rosengirlanden, einheimisch ländliche Tracht und landwirtschaftliche Erzeugnisse auf dem Schoß. Meist zu dritt in einem Tempelchen sitzend und von Pilastern flankiert, schmücken sie lange Mäntel und große Hauben. Nur die mittlere, durchweg die schönste und jüngste im wohltätigen Trias, bleibt unbedeckt… In den Schoß der Mutter flüchteten Notleidende und Bedrängte. Er versprach neues, immerwährendes Leben, hier fand der Tod seine Grenzen. Das älteste, aus dem griechischen Kulturkreis stammende Gebet an Maria wird aus dem 3. und 4. Jahrhundert überliefert. Sein Anfang, ins Lateinische mit „sub tuum präsidium“ übersetzt, im Deutschen durch den wundervollen Stabrein „unter deinen Schutz und Schirm“ nachvollzogen, müsste eigentlich korrekt aus dem Griechischen übertragen „wir flüchten uns in deinen Mutterschoß“ lauten… Zu großen Feiern vereinigten sich die Anhänger des Matronenkults zu einer mythischen Glaubensgemeinschaft in Festprozessionen, welche Statuen der Gottheiten, reich mit Blumen und Kräutern geschmückt, zur angehenden Sommer- und Erntezeit durch Felder und Fluren, vorbei an Rosenhecken und unter kunstvoll errichteten Triumphbögen aus Rosengirlanden mit sich führten.“ 9)

In christlicher Zeit wurde das Gnadenbild der Muttergottes in einer feierlichen Prozession von weißgekleideten Jungfrauen durch Feld und Flur sowie durch das festlich geschmückte Buschhoven getragen. Der Hauptfesttag: Das Fest Johannes des Täufers, der 24. Juni, der auch als Sommersonnwendtag gilt.

Anmerkungen

8) Johannes Josef Hoffmann: Pfarrer J. W. Tent – Rosenpastor zu Buschhoven. In: 800 Jahre Wallfahrt zur Rosa mystica 1190-1990, Seite 48

9) a.a.O., Seite 47-48


Ehemalige katholische Pfarrkirche St. Katharina von 1703; jetzt Versöhnungskirche der Evangelischen Kirchengemeinde Swisttal. Von 1806 bis 1972 Wallfahrtskirche zur Rosenmadonna.

Karmantan-Foto vom 2. April 2010 (Karfreitag)


Quelle: Sophie Lange, Als Matronen noch Göttinnen waren, 1994







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