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Um Bottenbroich wird noch gekämpft




Unter dieser Überschrift brachten wir kürzlich einen Artikel, beim infolge eines Versehens ein einleitender Satz fortfiel, der mitteilte, daß es sich dabei um eine Stellungnahme aus dem Blickfeld der Bergbauindustrie handelt. Der Klarheit wegen tragen wir dies heute nach. Der Umsiedlungsausschuß Bottenbroich bittet uns nun, in diesem Zusammenhang auch einer Darstellung von seiner Seite Raum zu geben. Wir tun dies in der Hoffnung, daß die offene Aussprache der beste Weg ist, die beiderseitigen Standpunkte schließlich auf dem objektiven Boden gemeinsamer Interessen zusammenzuführen.

Wir müssen uns gegen die Darstellung des Artikels in Nr. 84 verwahren, weil uns einzelnes wie eine Verhöhnung anmuten muß. Wenn es in dem Artikel heißt: „Es geht nicht an, daß die Umsiedler (die wenigsten sind übrigens alteingesessene Bauern, denen eine Tradition lieber ist als ein auf der Hand liegender Vorteil) neben der Entschädigung, die immerhin, wie man zugeben muß, gerechten Ansprüchen Rechnung trägt, noch - Aktienbesitzer werden wollen, so fordern wir auf, uns diejenigen Umsiedler mitzuteilen, die im Kampf um die gerechte Beurteilung ihres Falles noch Aktienbesitzer werden wollen. Wenn von alteingesessenen Bauern gesprochen wird, so scheint dem Schreiber der Ort Bottenbroich vor dem Jahre 1948 bestimmt nicht bekannt gewesen zu sein.

Seine statistischen Angaben wollen wir nicht bezweifeln. Fest steht aber, daß der größte Teil der in Frage kommenden Umsiedler noch alteingesessene Bewohner sind, wenn sie auch nicht in Bottenbroich geboren waren. Darauf kommt es ja letzten Endes nicht an. Es handelt sich hier um die Tatsache, daß die Leute ein mühsam erworbenes Eigentum preisgeben müssen und auch heute größtenteils noch nicht wissen, wie sich die Neuregelung gestalten wird.

Auch in dem Satz, daß man keine „friedensmäßigen“ Wohnungen erwarten kann (wie sie die Umsiedler zum größten Teil ja gar nicht hatten), liegt eine falsche Darstellung, die jedem klar ist, der die Wohnungen und Häuser gesehen hat, die bereits dem Bagger zum Opfer gefallen sind. Wir glauben bestimmt annehmen zu dürfen, daß massive Steinhäuser, die alle erst nach 1900 erbaut wurden, wohl einen friedensmäßigen Charakter hatten. Bottenbroich führt nach wie vor einen schweren Kampf um Recht und Gerechtigkeit. Deshalb erscheint uns auch der Vergleich der Umsiedlung mit Verlusten aus der Kriegszeit völlig deplaciert. Man kann die Hergabe des Heimatbodens und Eigentums nicht mit den Verlusten vergleichen, die von der Kriegswalze in unserem Lande angerichtet wurden. Wir müssen auf einer Berücksichtigung unserer menschlichen Interessen bestehen. Nur dann wird die Wunde heilen können, die der Verlust der Heimat allen Bottenbroichern beigebracht hat.


Aus: Kölnische Rundschau vom 29. Juli 1948







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