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Alte Steinkreuze am Wege
Ein dankbares Feld für Heimatforscher. Aber auch die Laien müssen helfen





Die Wissenschaft des Spatens ist unermüdlich am Werke, Zeugen der Kultur unserer deutschen Vorfahren aufzufinden und zu bergen. Schon oft in den letzten Jahren hat sich der Arbeitsdienst als wertvoller Helfer der archäologischen Wissenschaft erwiesen. Wo Bauern auf dem Felde Scherben- oder sonstige Funde machen, benachrichtigen sie den Lehrer, der seinerseits die Nachricht an die zuständige Stelle weitergibt, und wo Bauarbeiter in den Städten beim Ausschachten auf irgendwelche Funde stoßen, werfen sie diese nicht achtlos fort, wie es früher meist gehandhabt wurde, sondern setzen den Bauführer davon in Kenntnis, der einen Fachgelehrten zu Stelle bittet, unter dessen Leitung dann die weiteren Ausgrabungen vonstatten gehen. Es erzählt viel, dieses steinerne und tönerne Hausgerät, das hier und dort geborgen wird, sie geben wertvollen Aufschluß, all die Funde in den Gräbern, die Waffen, den Schmuck, tote, oft nur noch unvollkommen erhaltene Dinge, und doch schreiben sie gewissermaßen Kulturgeschichte. Darum immer wieder die Mahnung: auch die Scherben aus vergangenen Kulturen kann für den Fachwissenschaftler wertvoll sein, ihn also niemals zum Müll werden, sondern an den Fachwissenschaftler weiterleiten!


Steinkreuz bei Dünstekoven - Ergänzungsfoto Karmantan vom 22.11.2009

Wer Sommers über Land wandert, kann sich ohne nennenswerten Zeitverlust als Heimatforscher bestätigen. Er achte einmal darauf, ob und wo ihm in Feld und Wald, in der Nähe einer Kirche oder sonst einer stillen Ecke in einem Dorf alte verwitterte Steinkreuze begegnen. Mit diesen alten Steinkreuzen am Wege beschäftigen sich nun die Heimatforscher überall im deutschen Land seit den letzten jahren besonders intensiv. Ihrer Geschichte, dem Anlaß ihrer Errichtung wird nachgespürt, soweit sie sich zurückverfolgen läßt. Nicht selten geben die alten Kirchenchroniken lückenlos darüber Aufschluß, mitunter aber findet sich nicht die mindeste Aufzeichnung darüber. In letzterem Falle haben sich im Volk fast immer Spukgeschichten und Geschichten von Bluttaten um das eine oder andere Steinkreuz erhalten. Sie alle werden von den Heimatforschern aufgezeichnet. Wem solche Geschichten zu Ohren kommen, der zeichne sie auf, aber nicht, um nur selbst eine Erinnerung daran zu haben. Er mache sich die geringe Mühe, das Erfahrene kurz skizziert dem Lehrer des betreffenden Ortes zu übermitteln - vielleicht hat jener Einheimische, von dem er die Geschichte über ein in der Nähe oder im Orte selbst befindliche Steinkreuz erfahren, gerade einmal eine gesprächige Stunde gehabt und bisher mit seinem Wissen zurückgehalten und der Lehrer (unsere Landlehrer sind meist vorbildliche Heimatforscher) weiß noch nichts davon. Besser, ihm geht ein Bericht mehrere als kein Mal zu.

Dies alten Steinkreuze sind Zeugen aus germanischer und mittelalterlicher Vorzeit, die letzten Erbstücke vergangener Epochen, die sich sichtbar auf der Erde befinden.





Aus: Euskirchener Volksblatt Nr. 118 vom 22. Mai 1941



„Alte Steinkreuze am Wege“

Der in Nr. 118 des Volksblattes unter obiger Ueberschrift enthaltene Hinweis, daß die alten Wegkreuze meistens Zeugen der Heimatgeschichte sind, und die Mahnung, daß auch die Laien sich bemühen sollen, durch Erforschung und Weitergabe ihrer Geschichte der Heimatkunde zu dienen, hat jedenfalls alle Freunde der letzteren sympathisch berührt. Es sei mir gestattet, festzustellen, daß in dieser Hinsicht schon mancherlei Vorarbeit geleistet worden ist. In „Unsere Heimat“, Beilage zum Euskirchener Volksblatt, Jahrgang 1927, Nr. 19 und 20, hat Theodor Nießen die Kreuze in der Euskirchener Gemarkung, von denen einige auf ein sehr ehrwürdiges Alter zurückblicken können, aufgrund urkundlichen Materials eingehend beschrieben. Ebenso ist das alte Wegkreuz am Aufstieg zur Hardtburg vom Bahnhof Kreuzweingarten aus mehrfach im Volksblatt behandelt worden. Auch der Eifelkalender hat diesem dankbaren Thema mehrere Veröffentlichungen gewidmet: 1935 „Kreuze auf dem Pilgerwege“ von Heinz Lühne, eine stimmungsvolle Erzählung über das Wernerkreuz auf dem Hohen Venn, 1938 einen sehr interessanten, gut bebilderten Aufsatz von unserm Landsmann W. Illigen: „Einsame Wegkreuze“, und 1939 wiederum eine „Geschichte um ein Kreuz“ von Heinz Lühne über das Kreuz Kull in Raeren, Kreis Eupen, aus dem Jahre 1591. Es wäre zu wünschen, daß die neuerliche Anregung im Volksblatt den Anlaß zu weiteren Forschungen und Schilderungen auf diesem Gebiete geben möge, die wertvolle Beiträge zur Heimatkunde sind.

H. Uthes.



Aus: Euskirchener Volksblatt Nr. 120 vom 24. Mai 1941





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